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Album “Orange Sky” (2023)

Der Berliner Schlagzeuger Johannes Metzger liebt das Unerwartete. Lockdown-Zeit ist Solo-Zeit, sagte er sich und brachte in der Zeit des allgemeinen Verharrens im Stillstand eine Großformation an den Start. Die Antithese zur Antithese. Bis dahin hatte Metzger vor allem in kleinen Formationen gearbeitet, doch wenn er tief in sich hineinhörte, spürte er dort das Potenzial für ein Album in größerer Besetzung. Typisch Drummer, fackelte er nicht lange, packte zu und stellte kurzerhand mit Trompeter Jan Kaiser, den Saxofonisten Asger Nissen und Marc Doffey, Posaunist Jan Landowski, Pianist Povel Widestrand sowie Bassist Christian Müller die Band CAPTCHA auf.

Besetzung und Musik nahmen fast parallel Gestalt an. Mit einer Handvoll musikalischen Ideen im Hinterkopf wuchsen die Komposition und die Band zusammen. Als es an die Feinarbeit ging, hatte Metzger seinen Kader bereits präzise im Kopf, denn es handelt sich ausnahmslos um Weggefährten, die den Schlagzeuger schon lange begleiten. Mit vielen von ihnen hatte er am Jazz Institut Berlin gemeinsam sein Handwerk gelernt. So konnte er die jeweiligen Parts der Stücke zielgerichtet auf die einzelnen Persönlichkeiten zuschneiden. Dabei ging es ihm nicht nur um den jeweiligen individuellen Ton seiner Mitstreiter, sondern noch viel mehr um das persönliche Verhältnis der Musiker untereinander. „Beim Proben der Musik fiel mir auf, dass diese Kombination selbst bei den Parts sehr gut aufging, in denen ich die Frage nach den Persönlichkeiten gar nicht bewusst mitgedacht hatte“, rekapituliert Metzger. „Besonders hört man das bei den beiden Saxofonisten. Manchmal springt die Melodie hin und her, und beide spielen direkt nacheinander dieselben Phrasen, aber extrem unterschiedlich. Da ging mir das Herz auf. Ich schreibe viel aus, will aber trotzdem ausreichend Platz lassen, damit die Leute die Musik mit ihrer Persönlichkeit ausfüllen.“

„Orange Sky“ ist viel mehr als einfach nur ein Album, das zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Laufbahn eines Musikers entstanden ist, weil einfach mal wieder eine Veröffentlichung an der Reihe war. Es ist eine Suite, deren Stücke in einem engen inneren Zusammenhang zueinanderstehen. Die Dynamik und Atmosphäre der unterschiedlichen Songs sind aufeinander abgestimmt, sodass vom ersten bis zum letzten Ton ein ausgewogenes Ganzes entsteht. Eine verbindende Komponente, die sich durch sämtliche Stücke zieht, ist der Sound. Das ist insofern bemerkenswert, als Schlagzeuger ja für gewöhnlich das Timing und nicht die Klangfarben verantworten. Zudem sitzt Metzger an seinem Instrument hinter der Band und kommt somit gar nicht in den vollen Genuss des Buketts der Klänge. Aber gerade darin sah er seine größte Herausforderung. „Die Musiker der Band haben mir bei dieser Frage im Probenprozess sehr geholfen. Von den Musikern, für die ich schreibe, erwarte ich, dass sie meine Musik weiterdenken. Ich bin ja selbst kein Bläser. Aber jeder in der Band ist selbst ein Gestalter. Ich war der Ideengeber, aber die Bandmitglieder haben den Sound abgerundet.“

Trotz der verhältnismäßig großen Besetzung gelingt es Metzger zu jedem Zeitpunkt eine Intimität zu initiieren, als würde er mit einem Trio oder Quartett arbeiten. Das Geschenk der gemeinsamen Erfahrung spielt ihm dabei sicher in die Hand. Gemeinsames Denken erfolgt auf kurzen Wegen, und kurze Wege suggerieren Nähe. Jedes Individuum bleibt erkennbar, niemand verliert sich in der Masse, und doch bleiben sich alle Beteiligten so nah, dass dieser kollektive Urgrund immer greifbar ist. Der Begriff Vertrauen wird im Jazz inflationär oft proklamiert, aber echtes Vertrauen entsteht eben erst, wenn man es nicht formulieren muss. Dieses bedingungslose Miteinander ist hier zu hundert Prozent gegeben, weshalb Johannes Metzger eben nicht nur von einem Projekt für ein Album, sondern von einer Band spricht – im Jazz ein nicht unwesentlicher Unterschied. Der Bandleader fragte jede Position genau ein Mal an und erhielt von Jedem ein unumwundenes JA! Was will man mehr?

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