When I Was (2020)

“Piano trio at its best“
Daniella Baumeister, HR2 Radio, Jazz Now

After more than 15 years without his own trio, award-winning film composer Olaf Taranczewski returns to the live stage with his longtime friends and musical partners Jean-Philippe Wadle and Benedikt Stehle.

The three musicians describe their music as Cinematic Jazz – creating moods, emotions and acoustic landscapes, giving each note room to breathe and searching for a deeper meaning in each melody, in each harmony.

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Weniger ist mehr. Meistens jedenfalls. Das weiß schließlich jedes Kind. Weit weniger als mehr populär hingegen ist die Erkenntnis, dass auch Mehr mehr sein kann. Das Quartett Evelyn Kryger aus Hannover, Köln und Hildesheim zeigt auf seinem neuen Album „III“ jedenfalls mit Bravour, dass man in ein Projekt alles reinhauen kann, was man hat, um am Ende sogar noch mehr rauszukriegen, als man glaubte. Und das ist gut so.

Doch der Reihe nach. Nach ihrem Live-Album „Live At JazzBaltica 2021“ mussten Saxofonist Christoph „Cito“ Kaling, Keyboarder Arne Dreske, Bassist Jonas Holland-Moritz und Schlagzeuger Hannes Dunker den Ausstieg von Geigerin Rebecca Czech hinnehmen. Sollte man nach dem zunächst schmerzlichen Verlust nun nach einer neuen Geigerin Ausschau halten, um die Leerstelle passgerecht auszufüllen? Oder würde vielleicht ein anderes Instrument einen neuen Akzent setzen? Die vier Überzeugungstäter entschieden sich für einen anderen Weg. Sie überdachten ihr gesamtes Bandkonzept und gingen konsequent über Start.

„III“ ist ein radikaler Neuanfang, ohne die auf dem bisherigen Weg erlangten Kernkompetenzen aus der Hand zu geben. Vier Individualisten, die aus der Gegensätzlichkeit ihrer persönlichen Erfahrungen, Vorlieben und Arbeitsweisen einen logischen Fluss der Ereignisse destillieren, der sich am Ende über jede Definition hinwegsetzt und stets zu anderen Zielen führt, als am Anfang anvisiert. Ohne es in dieser Weise geplant zu haben, ist Evelyn Kryger ein monumental anmutendes Gesamtwerk gelungen, ein epischer Klangfilm, der Züge eines Konzeptalbums trägt. Dabei ergaben sich Dramaturgie, Ablauf und Klangregie erst während der unmittelbaren Arbeit an dem Album.

Nur das Casting erfolgte unter genau festgelegten Kriterien vor Beginn der Produktion, und das ist der entscheidende Unterschied zu allen bisherigen Alben der Band. Denn man setzte diesmal nicht auf eine feste Besetzung, die auf dem kompletten Album zu hören ist und dann auch so auf Tour gehen würde, sondern umgab sich mit einer variablen Schar von Gästen, die in den unterschiedlichen Songs für individuelle Timbres und Schattierungen, Spannungsmomente oder Richtungswechsel sorgten. Gitarrist Omar Gudjonsson, bestens bekannt von der isländischen Postrock-Band ADHD, schwebte den Jungs von Evelyn Kryger schon lange als Gast vor. Ungewohnte vokale Akzente setzt die brasilianische Rapperin Laíz, die den Flow und die Dringlichkeit des HipHop mit der Power und Wucht lateinamerikanischer Rhytmen verbindet. Trompeter Tom Trabandt und Saxofonist Richard Häckel kommen wie Evelyn Kryger aus der Jazzszene von Hannover. Zur rhythmischen Pointierung trägt der venezolanische Perkussionist Nené Vásquez bei. Zu guter letzt soll im Gesamtbild von Evelyn Kryger auch der vertraute Sound der Geige nicht fehlen. In dem Amerikaner Roland Satterwhite, der unter anderem in der Berliner Jazzrock-Band Tolyqyn spielt, fand man die passende Stimme.

Viele Namen, doch hier geht es nicht um Masse, sondern um Passgenauigkeit. Denn – und das ist die große Leistung von Evelyn Kryger – keiner dieser Beiträge klingt wie ein Gimmick oder ragt aus dem Sound des Albums besonders heraus. Jeder fügt sich in den logischen Strom des Gesamtkonzepts ein, als wäre er schon immer Bestandteil der Band gewesen. Ein höheres Maß an Integrationsfähigkeit ist kaum vorstellbar, als wäre die Band das Tal und die Gäste der Fluss, der durch das Tal hindurchfließt. Evelyn Kryger arbeitet bewusst mit Gegensätzen, die jedoch stets zur Einheit geführt werden. Keiner der Songs ist in diesem Kontext auch nur ein My anders vorstellbar, als er hier zu Gehör gebracht wird.

Entsprechend groß wie die Besetzungsliste ist auch die stilistische Vielfalt der CD. Das Spektrum reicht von Jazz- und Progrock, über soundtrackartige Passagen, Popanleihen, Latin Grooves, folkloristische Färbungen bis zur Präzision und Dichte der Klassik und der losgelösten Offenheit des Jam Rock. Grenzen zwischen diesen Momenten gibt es nicht. In jedem Song ergießt sich ein neues Füllhorn von wundervollen Melodien. Ähnlich wie in den besten Momenten von Return To Forever, der Pat Metheny Group, Nils Petter Molvaer oder ADHD fließen all diese Einflüsse und Hintergründe zu einem harmonischen Ganzen zusammen, das keiner Kategorisierung mehr bedarf. Denn Eines wird vom ersten Ton an klar und zieht sich bis zum letzten Takt: Dies ist immer und ausschließlich ein Statement von Evelyn Kryger. Dabei kommt der Band eine Besonderheit zugute, die Saxofonist Cito Kaling schon anlässlich des letzten Albums „Live At JazzBaltica 2021“ wie folgt formulierte: „Wir sind eine Band von Individualisten, die trotzdem einen sehr homogenen Bandsound hat. Wir alle bringen unsere Instrumente aus dem Jazz mit, ohne wirklich wie eine Jazzband zu funktionieren. Unsere Charaktere und persönlichen Spielweisen verweben sich innerhalb der Band zu einem gemeinsamen Klang.“

Fernab jeder wie auch immer umrissenen stilistisch-musikalischen Festlegung wirkt „III“ wie ein Film. Stimmen werden zu Charakteren, Songs zu Szenen eines Plots mit offenem Ausgang, Sounds zu Kulissen, Grooves zu Leitplanken von Handlungssträngen. Man sitzt gebannt im imaginären Kinosessel und folgt der narrativen Bilderwelt, die Evelyn Kryger vor dem sehenden Ohr entfesselt. Jeder Farbtupfer, jeder Taktschlag, jede Note und jedes gesungene Wort ergeben in dieser Welt der überbordenden Eindrücke Sinn. „III“ ist groß, doch es muss genau so groß sein, um diese überwältigende Wirkung zu erzielen. Zum finalen audiovisuellen Effekt des Albums trägt auch das von der Hannoveraner Künstlerin Anna Abramovich gestaltete Cover bei, das als Pentagon unabhängig von der Musik schon für sich ein Kunstwerk bildet.

Vorsicht vor Superlativen, aber das mit „III“ betitelte vierte Album von Evelyn Kryger ist eine der komplettesten musikalischen Kostbarkeiten der letzten Jahre. Das ist nicht einfach eine Studioproduktion, sondern im allerbesten Sinne eine Aufführung. Ohne hier weiteres Namedropping betreiben zu wollen, braucht es keinen Vergleich mit den ganz großen Konzeptalben der Rock- und Jazzgeschichte zu scheuen. Wenn wir an dieser Stelle das kulturelle Spielfeld wechseln wollen, dann hat sich Evelyn Kryger mit „III“ für die Champions League qualifiziert.

Text: Wolf Kampmann

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After more than 15 years without his own trio, award-winning film composer Olaf Taranczewski returns to the live stage with his longtime friends and musical partners Jean-Philippe Wadle and Benedikt Stehle.

The three musicians describe their music as Cinematic Jazz – creating moods, emotions and acoustic landscapes, giving each note room to breathe and searching for a deeper meaning in each melody, in each harmony.

“Excellent sound quality and superb pressing! Limited to 500 copies.”
Vinyl-fan.de / Dezember 2021

“Jazz that is at the same time absolutely timeless and very modern.”
Ralf Dorschel, Play Jazz! NDR Radio

“Piano trio at its best“
Daniella Baumeister, HR2 Radio, Jazz Now

“This is the gentle rebellion of jazz.”
Volly Tanner, SCHALL Magazin 3/21

“You can clearly hear that the pianist is an award-winning composer of film music and accordingly has an excellent feeling for dramaturgical suspense arcs and evocative storytelling.”
Josef Engels, Rondo 01/2022

“I can hardly remember the last time I heard purely acoustic instruments mixed so finely.”
Thomas Kirsche, likehifi.de, “The best music albums of 2021“

“Like hardly any other current release, this production breathes that Berlin all-time spirit which cannot simply be gentrified away.”
Wolf Kampmann, Jazz thing 6/21

“Not only the pianist has an outstanding knowledge of jazz, which can be heard here. The music is subtle, of refined elegance and at the same time not devoid of jazz feeling and naturalness.”
Jazz-Fun.de

When I Was (2020)

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